Indiens Pharmaindustrie gewinnt Bedeutung

Das Angebot des indischen Gene-rika-Herstellers Cipla, AIDS-Medi-kamentezu extrem niedrigen Prei-sen

für Entwicklungsländer anzu-bieten,erregte weltweite Aufmerk-samkeit.

Die preiswerte Produktionvon Generika, auch von patentge-schützten Arzneimitteln, ist in In-diennoch möglich, da Indien erst bis 2005 den Minimalanforderun-gen der TRIPs-Regelungen (TradeRelated Intellectual PropertyRights) im Patentschutz für Arznei-mittel nachkommen muß. Bisher gibt es lediglich Prozeßschutz und keinen Produktschutz. In dieser

Übergangszeit haben die nationa-len Generika-Hersteller die Chance, davon zu profitieren und Arznei-mittel

für den Heimatmarkt als auch für den Export als Generika anzubieten, obwohl sie noch patentgeschützt sind. Auf der ande-ren Seite verhindert der unzurei-chende Patentschutz, daß multina-tionale Pharmaunternehmen in In-dien investieren.

Die günstigen Produktionsbe-dingungen in Indien -niedrig be-zahltes, gut ausgebildetes Personal, niedrige Kosten zur Errichtung ei-ner Fabrik (40 % billiger als in ei-nem Industrieland) -prädestinie-ren das Land dazu, in Zukunft einer

der größten Pharmaproduzenten im Weltmarkt zu werden. Die Ko-sten für Bulkware sind in Indien 60 % niedriger als in entwickelten Ländern. Die Produktion von Gene-rika ist per se günstiger, da die Un-ternehmen keine Ausgaben für F+E

verbuchen. Schon heute versorgt Indien andere Entwicklungsländer, wie z. B. die Philippinen, mit be-trächtlichen Volumen an Generika, oft als Parallelimporte. Die Philippi-nen haben unlängst für 400 000 US-$ generische Versionen von Ventolin, Zantac, Augmentin, Dao-nil und Adalat für die staatlichen Kliniken gekauft. Der Export von Arzneimitteln wuchs zwischen April und September im letzten Jahr um 25,5 %.

Mehr und mehr strecken die in-dischen Hersteller auch ihre Fühler nach Europa aus. Ranbaxy will in Frankreich ins Generika-Geschäft einsteigen und verfügt schon in Deutschland und Großbritannien über Joint ventures. Ranbaxy liefert

bereits Produkte in 12 europäische Länder und erwartet bis 2004 einen Überseeumsatz von 1 Mrd. US-$

pro Jahr.

Lupin, ein anderer indischer Hersteller, ist ebenfalls in den ent-wickelten Ländern aktiv. Er beliefert 70 % des Weltmarktes mit dem Tu- berkulosemittel Ethambutol und 30 % mit Rifampycin. Er hat Allian-zen in UK und in den USA und

nennt seine Strategie in die entwik-kelte Welt "reversen Multinationa-lismus".

Der Chef des Unterneh-mens gesteht ein, daß Innovationen wichtig sind, aber die Gelegenheit, bis 2005 der weltweite Führer im Angebot von Generika werden zu können, sei zu gut, um sie zu ver-passen. Nach der Web-Seite India Info-line

(www.indiainfoline.com) ha-ben die indischen Unternehmen im 3. Quartal 2000 21 % Umsatzzu-wachs und 40 % Wachstum im Net-toprofit, dazu im Vergleich hatten die multinationalen Unternehmen nur 1,4 % Umsatzzuwachs und 7,4 % Verlust im Gewinn gehabt. In-dien kann den Heimatmarkt zu 70 % aus eigener Herstellung bedie-nen.

Korrespondenz:

Dr. Carola Fink-Anthe,

Boehringer Ingelheim

GmbH, CBD Pharma Marketing &

Sales, Health Care Affairs,

Binger Str. 173,

55216 Ingelheim/Rhein (Germany),

e-mail: FINKANTHE@ing.

boehringer-ingelheim.com

Pharm. Ind. 63, Nr. 4 (2001)

.ECV · Editio Cantor Verlag, Aulendorf (Germany) pharmind -Streiflichter IV/85